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Leben

ME/CFS nach COVID: Wenn das Leben stillsteht

von Michael Straube
03. März 2025

Nach einer Corona-Infektion wird ein gesundes Mädchen schwer krank. ME/CFS fesselt sie ans Bett, doch das Gesundheitssystem ist überfordert. Eine Familie kämpft um Hilfe – und gegen bürokratische Hürden.

Eine Mutter berichtet

Unsere Tochter hatte im August 2022, als sie 11 Jahre alt war Covid. Wir dachten nach einer Woche eigentlich, sie sei wieder gesund. Sie erschien nur noch etwas erschöpft von dem Infekt und hatte eine gewisse Kurzatmigkeit und etwas Kurzatmigkeit, wenn sie sich körperlich mehr anstrengte.

Die Erschöpfung und die Atemprobleme wurden allerdings nicht besser, sondern verschlechterten sich im Laufe der kommenden Monate und der inzwischen 2,5 Jahre, die seither vergangen sind. Mit Beginn des Schuljahres fing es an, dass sie nach der Schule und an Wochenenden immer öfter erschöpft in ihrem Zimmer ruhte. Sie klagte häufig über Halsschmerzen, Kopfschmerzen und dass sie sich einfach krank fühlte.

Sie fehlte immer öfter in der Schule und hatte an Tagen, in denen sie in der Schule war, Probleme sich zu konzentrieren (Brainfog) und sich im Unterricht wach zu halten. Alle paar Wochen war sie dann wieder eine ganze Woche mit Fieber krank zu Hause. Auffällig war auch, dass sie immer mehr Ein- und Durchschlafstörungen entwickelte.
Die Symptome wurden in den folgenden zwei Jahren immer extremer.

Im Jahr 2024 lag sie von Ende Mai bis Ende Juli nur noch im abgedunkelten Zimmer im Bett. Das Fenster musste geschlossen bleiben, weil selbst das Blätterrauschen zu laut war und schlimmen Brainfog und Schmerzen auslöste. Sie war so erschöpft und schwach, dass sie 20 bis 24 Stunden am Tag schlafen musste. Sie konnte nicht mehr selbstständig aufstehen oder sitzen. Die Schwindel und das Schwarzwerden vor den Augen wurde schon beim kleinsten Lagewechsel richtig schlimm und war von starken Herzrasen begleitet. Selbst in den Arm nehmen, war zu viel für ihre Nerven. So konnte sie wochenlang nicht mehr Essen und nicht mehr trinken und wir mussten sie mit täglichen Infusionen am Leben erhalten und mühsam versuchen, ihr Aufpäppelflüssignahrung zu geben. Bei 167 cm Körpergröße wog unser Kind nur noch 44 kg.

Mehr Infos

ME/CFS - aktueller Kenntnisstand

ME/CFS - aktueller Kenntnisstand aus einem Bericht des Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums (17.04.2023)

Myalgische Enzephalomyelitis / Chronic Fatigue Syndrome (ME/CFS) bezeichnet eine komplexe und chronische Erkrankung, die in sehr schweren Fällen zu dauerhafter Pflegebedürftigkeit führen kann. Die Definition und Diagnose von ME/CFS ist aus verschiedenen Gründen schwierig. Nach jüngeren Kriterienkatalogen zur Diagnose ist ME/CFS insbesondere durch das Leitsymptom der Symptomverschlimmerung nach Anstrengung (Post-exertional Malaise [PEM]) gekennzeichnet, hinzu kommen verschiedene Symptome wie eine schwere und anhaltende Fatigue, Schmerzen, Schlafstörungen und kognitive Störungen.

Es lässt sich die Anzahl von Patientinnen und Patienten mit ME/CFS in Deutschland in einer Größenordnung von etwa 140 000 bis etwa 310 000 schätzen. Es erscheint plausibel anzunehmen, dass es infolge der SARS-CoV-2-Pandemie zu einem Anstieg der ME/CFS-Prävalenz kommen kann, da PostCOVID-Patientinnen und Patienten teilweise die ME/CFS-Diagnosekriterien erfüllen.

Anmerkung: In der Folge von Corona wird inzwischen von einer Verdreifachung der Zahl der Betroffenen ausgegangen - also längst keine Einzelfälle mehr!

Weitere Informationen und Beratung finden sie u.a. hier:

Verein zur ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung in den Bezirken Oberpfalz und Niederbayern e.V. www.eutb-bayern.org (u.a. in Regensburg)

cfs-regensburg.de

https://nichtgenesen.org/

NichtGenesenKids e.V. : https://nichtgenesenkids.de/

Deutsche Gesellschaft für ME/CFS e.V.

Mangelnde Kenntnis bei Ärzten, Probleme mit der Schule:

Natürlich haben wir sie regelmäßig ÄrtzInnen vorgestellt und mehrfach die Sorge geäußert, dass sie Long Covid haben könnte, weil sie seit der Covid Infektion immer schwächer wurde.  Aber die ÄrtzInnen kannten sich mit dieser Krankheit nicht aus, oberflächliche Blutbilder zeigten zwar erhöhte Entzündungswerte, aber das wurde als akuter Infekt interpretiert.

Unser Kind klagte, dass sie sich zu schwach für die Schule fühlte. Aber ich konnte sie immer nur 3 Tage krank melden und bekam nicht mehr Atteste für die Schule und so musste ich immer wieder ein weinendes Kind, das klagte es sei viel zu krank dafür, in die Schule schicken.

Im Januar/Februar 2024 wollte die Kinderärztin sie stationär mal eine Woche zur Diagnostik in der Kinderklinik unterbringen. Dort wurden wir abgewiesen mit der Begründung, dass die Fördergelder für das Projekt mit den Long Covid Kindern vom Freistaat gestrichen wurden und die Klinik diese Verdachtsfälle jetzt nicht mehr nehme. Wenn, dann müsse man sich beim SPZ St. Martin in der Ambulanz für die Long Covid Kinder anmelden. "Notfalls würden die dann an die Spezialisten der Kinderklinik vermitteln." Die Wartezeit betrug Monate…

Unser System ist auf diese Krankheit nicht ausgerichtet

Neben der großen psychischen Belastung durch die Erkrankung unseres Kindes, mussten wir Eltern mit massiven Ausgaben und viel bürokratischen Problemen kämpfen, weil unser System hier in Deutschland nicht auf diese Krankheit ausgerichtet ist.

Die Beihilfe und die Krankenkasse haben trotz ausführlicher Atteste zum Gesundheitszustand unseres Kindes die Übernahme vieler Kosten abgelehnt. Die Sachbearbeiter und Sachbearbeiterinnen sind bemüht, aber das Problem liegt darin, dass ME CFS und Long Covid anscheinend (noch) nicht in den Listen der Kassen und Beihilfe aufgenommen wurde als eine Krankheit, für die man zahlt.

Wir haben Monate lang zwischen 400 und 1000 Euro Arztrechnungen und hunderte von Euro für Off Label Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel ausgegeben und nur ein kleiner Teil wurde von der Beihilfe und Krankenkasse übernommen. Ständig waren wir mit oft erfolglosen Widersprüchen beschäftigt.

Unser Kind war Pflegefall und wir haben bei der Krankenkasse, als wir feststellen mussten, dass der Gesundheitszustand unseres Kindes nicht so schnell besser wird, eine Pflegebegutachtung beantragt. Obwohl wir dringend Hilfe beim Legen von Infusionszugängen gebraucht hätten, haben wir erst nach etwa 10 Wochen die Pflegezusage bekommen. Solche Zeiträume sind für Familien in so einer massiven Krise viel zu langwierig und spät.

Interview

INTERVIEW MIT EUTB

Interview mit Christina Kammer von der Beratungsstelle der EUTB, des Vereins zur „Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung in den Bezirken Oberpfalz und Niederbayern e.V.“ – www.eutb-bayern.org

Welche Beratung und wo können Eltern bei einem Verdacht erhalten, abgesehen von Ärzten?
Das Beratungsangebot für Betroffene und Angehörige/Eltern ist grundsätzlich vielfältig und kommt auf die vorhandenen Bedürfnisse/ Einschränkungen des Kindes/des Jugendlichen/des Erwachsenen an. (Anm: unter dem Artikel sind noch einige Beratungsangebote zu finden) Themen können von Erziehungshilfe, Haushaltshilfe, Pflegegrad, Schwerbehindertenausweis, Schul- und Individualbegleitung, Hilfsmittel, Umbau ( Auto, Haus, etc.), Mobilität, finanzielle Sicherung, Wohnen, Ausbildung, Arbeit, Reha, Rente, etc. also im gesamten kann eine Beratungsstelle alles rund um das Thema Teilhabe Beraten und bei der Antragsstellung unterstützend helfen. Bei schwierigen Fällen und wenn es wirklich nötig ist nutze ich meinen Kontakt zur TU München um die Diagnosen nochmals zu festigen. Ich persönlich begleite meine Ratsuchenden dann auch bei Pflegegutachten, Runde Tischen mit verschiedenen Akteuren (z.B. Schule; MB Dienststelle, Mobiler Sonderpädagogischer Dienst, oder mit dem Bezirk, der Krankenkasse und der Rentenversicherung ), ich begleite auch bei Bedarf zu Terminen bei der Agentur für Arbeit, Rentenversicherung, Ärzten Jugendämtern, etc. aber immer nur dann wenn der Ratsuchende es will, denn die Situationen sind grundsätzlich immer sehr schwierig alle Parteien und ich versuche als Ruhiger Pol anwesend zu sein für mein Ratsuchenden der unterstützt und zur Not eingreift.

Kann man ME/CFS auf Covid zurückführen und als „Long-Covid“ bezeichnen?
ME/CFS wird durch eine Infektion ausgelöst, früher war es eher bekannt, dass es mehrheitlich durch das EBV oder Influenza Virus ausgelöst wird, seit Corona ist ME/CFS sichtbarer geworden. ME/CFS ist die schwerste Form des POST-COVID-Syndroms. Der Begriff „Long COVID“ umfasst Beschwerden, die mehr als vier Wochen nach einer Ansteckung mit dem Coronavirus fortbestehen oder neu auftreten. Es darf außerdem keine andere Erklärung für die Beschwerden geben. Zu Long COVID gehört auch das Post-COVID-Syndrom. Als Post-COVID-Syndrom bezeichnet man Beschwerden, die noch drei Monate nach einer Ansteckung bestehen und mindestens zwei Monate lang anhalten oder wiederkehren.
Fakt ist, dass das Post-COVID-Syndrom bis heute nicht im Blut nachweisbar ist.

Welche konkreten Hilfen gibt es für ME/CFS Patienten?
Das ist ein schwieriges Thema. Es beginnt damit, dass die Anerkennung der Diagnose ME/CFS schwierig ist und das System noch nicht die richtigen Hilfen anbieten kann. Es gibt keine gesichert effektive Therapie und das ist kräftezehrend für Angehörige, Eltern und Ratsuchende. Symptombehandlungen sind kostenintensiv und die Kosten werden zum Teil nicht von den Krankenkassen übernommen. Darüber hinaus haben Schulen und Arbeitgeber Probleme im Umgang mit den Betroffenen. Und vor allem droht den Erkrankten bei leichter Überanstrengung bereits eine Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes.

Jetziger Zustand

Mittlerweile kann unsere Tochter an guten Tage 30 bis 60 Minuten lang etwas machen, solange es nicht zu anstrengend ist. Also sie kann dann auch mal ein bisschen draußen gehen, ein Nachbarskind kurz sehen, an einem Tag einen Arzttermin wahrnehmen oder Hausunterricht machen. Den Rest des Tages liegt sie im oder auf dem Bett und malt oder liest oder hört ein Hörbuch. An schlechten Tagen liegt sie nur im dunklen und leisen Zimmer und hält die Katze im Arm. Wir wissen auch nicht, ob unser ehemaliges "Überfliegerkind" jemals einen Schulabschluss machen kann.

Anmerkung: Die Familie ist den Regensburger Eltern e.V. gut bekannt und hat selbst im vergangenen Sommer ein crowd funding initiert, um die hohen Kosten von mehreren tausend Euro für die Behandlung der Tochter überhaupt noch stemmen zu können. Wenn jemand direkt spenden möchte, können wir gerne den Kontakt weitergeben!

Unter dem Hashtag #lemonchallengemecfs wird im Internet weltweit zur Unterstützung von Betroffenen von Me/CFS aufgerufen.

Ausstellung "Raum für Emotionen"

Ausstellung "Raum für Emotionen" vom 04.03.-12.03.2025, gefördert von der "Stadt Regensburg", der „gemeinnützigen GmbH bauwärts" und der "Kinderfreundlichen Kommune Regensburg.

In dieser Ausstellung wird die Kunst des Mädchens und ihre dazugehörige Geschichte mit ausstellen. Bei dem Kontext, der bei ihrer Kunst mit ausgestellt wird, geht die Mutter des Mädchens auch etwa mit Zitaten von Kindern und Eltern auf ähnliche Geschichten von Nachbarskindern oder auch einem Kind aus der Klasse ein, welche ebenfalls von ME/CFS betroffen sind.

 

 

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